Kita Kirchdorfer Straße: Auszeichnung im Forschergeist-Wettbewerb
Wie unterhalten sich die Bienen?
Als eines Tages eine Biene durch das offene Fenster der Kita Kirchdorfer Straße flog, fürchteten einige Kinder gestochen zu werden, während andere sagten, Bienen seien nützlich. Eine rege Diskussion entbrannte unter den Kindern, die auch am Nachmittag nicht abriss, als in unserem Außengelände weitere Bienen gesichtet wurden. Wir griffen die Fragen der Kinder auf und entwickelten gemeinsam ein Forscherprojekt.
Als Allererstes ging es an die Grundlagenforschung: Was wissen die Kinder schon? Wie sehen Bienen eigentlich ganz genau aus? Die Kinder kamen auf die Ideen, eine Biene zu fangen, um sie studieren zu können, und nach passenden Bilderbüchern zu suchen.
Am nächsten Tag zogen wir mit unserer großen Becherlupe los, um eine Biene einzufangen. Schnell wurden wir auf einer Blüte fündig und ließen das Tier dann rasch wieder frei. Viele viele Bienen betrachteten die Kinder auf diese Weise und konnten alles genau erkennen: die braune Färbung, den behaarten Körper, sechs Beine, vier Flügel. Jedes Kind bastelte eine Biene und achtete darauf, dass alle äußeren Merkmale vorhanden waren. Wir besuchten auch die Bücherhalle und liehen zahlreiche Sach- und Bilderbücher zum Thema aus. Die Kinder bastelten außerdem ein großes Bienen-Modell. Langsam wurden sie immer vertrauter mit den Tierchen.
Aber wie ist das nun mit dem Honig? Wie macht die Biene das?
Es stellte sich heraus, dass ein Vater Imker war! Er freute sich über unser Interesse und stand uns fortan zur Seite. Gleich als erstes brachte er uns eine Bienenwabe mit. Alle Kinder konnten an ihr riechen, sie anfassen … sehr spannend, diese vielfältig verschachtelten kleinen Höhlen! Wir versuchten dann, mit Mais solche wabenförmigen Gebilde nachzubauen. Das war nicht so einfach. Die Bienen sind die besseren Architekten, war unsere Erkenntnis.
Wie kommt nun aber der Honig in die Wabe?
Wir schauten nochmal in die ausgeliehenen Bücher und setzten zur Vertiefung das Geschichtensäckchen „Die Biene Summel“ ein. Parallel setzten wir unsere Beobachtungen der Tiere fort und die Kinder sahen, wovon sie gelesen und gehört hatten: „Die Biene saugt den Nektar“. „Sie hat gelben Staub an ihren Haaren.“ Wir probierten, mit einem Trinkhalm Nektar aus der Blüte zu saugen. Klappte nicht – auch darin sind die Bienen besser! Wir bastelten Blüten und füllten sie mit einer Zuckerlösung und die Kinder konnten wie die Bienen den Nektar aus den Blüten saugen.
Wie aus dem Nektar der Honig wird, fanden die Kinder auch heraus: Die Arbeiterbienen wandeln den Nektar in ihrem Honigmagen um, die Stockbienen setzen das fort. In besonderen Drüsen am Hinterleib stellen die Bienen Wachs her. Die Wachsplättchen werden von einer Arbeiterin zur nächsten gereicht, zusammengeklebt und daraus „Lager“ für den Honig gebaut.
Die Honigbiene ist unser kleinstes Haustier und eines der wichtigsten. Sie bestäubt 80 Prozent unserer Nutz- und viele Wildpflanzen. Obstbauern hätten ohne Bienen kaum etwas zu ernten. Auch das lernten die Kinder in unserem Projekt. Die Bestäubung der Blüten ahmten wir mit einem Pinsel nach.
Die Kinder präsentierten stolz ihre Ergebnisse an der Dokumentationswand, was die Eltern auch sehr interessierte.
Natürlich wollten die Kinder wissen, wie die Bienen sich eigentlich verständigen.
Mit den Fühlern! Mit ihnen kann die Biene riechen, schmecken und mit anderen Bienen kommunizieren. Dazu boten wir den Kindern ein Spiel an: Die Kinder stellten sich vor, Bienen zu sein. Zwei Kinder stellten sich gegenüber. Beide Zeigefinger hielten sie wie Fühler an ihren Kopf. Einmal antippen der Finger beim Kind gegenüber bedeutete: „Ich zeige dir den Weg!“ Zweimal antippen hieß: „Hilf mir, Blüten zu finden!“ Einfach – und es funktioniert.
Wenn die Biene ein blühendes Feld ausgekundschaftet hat, merkt sie sich seine Lage. Dann teilt sie sie den anderen Bienen mit einem Rundtanz oder dem Schwänzeltanz mit.
Wir ahmten wieder mal nach und dachten uns auch Tänze aus: Es gab dann einen Tanz mit der Information „Wir gehen jetzt zum Essen“ und einen „Wir gehen nach draußen“. Die Kinder hatten sehr viel Spaß dabei, immer wieder neue Bewegungen in Verbindung mit Gesten zu erfinden.
Ein Höhepunkt des Projekts war der Besuch „unseres“ Imkers mitsamt seinen Bienen und allen zum Honigschleudern notwendigen Utensilien in unserer Kita. Wir alle lernten nochmal viel dazu. Besonders beeindruckend war es für alle, die Bienenkönigin zwischen den Arbeiterinnen zu entdecken und zu beobachten. Der Imker erzählte uns auch sehr kindgerecht, wie die Königin „heiratet“ und wie viele Eier sie legt. Seiner Tochter führte ihre Imkerkleidung vor. Danach durften einige Kinder mit Schürzen und Handschuhen ausgestattet die Waben tragen. Nachdem der Imker das Wachs entfernt hatte, wurden die Waben in der Schleuder zentrifugiert. „Wie ein Karussell!“ Als zum Schluss der Hahn geöffnet wurde und der goldgelbe Honig herausfloss, gab es einen kräftigen Applaus.
Nachdem der Honig ein paar Tage gestanden hatte, wurde er in kleine Gläser abgefüllt, die die Eltern vorher gesammelt hatten, und an die Kinder verteilt. Wir haben natürlich den Honig probiert und „Bienenkekse“ gebacken.
Der Abschluss unseres Projekts fand mit dem Sommerfest statt, das in diesem Jahr als „Blütenfest“ gefeiert wurde.
Unsere Kita Kirchdorfer Straße ist als „Haus der kleinen Forscher“ bereits zum 4. Mal zertifiziert. Die gleichnamige gemeinnützige Stiftung engagiert sich gemeinsam mit der Deutschen Telekom Stiftung für eine gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Wir reichten unser Bienenprojekt für den „Forschergeist-Wettbewerb 2018“ der Stiftung ein und freuten uns riesig, dass wir sogar Hamburger Landessieger wurden!
Wir feierten die Preisverleihung am 24. April 2018 mit unserer Senatorin Dr. Melanie Leonhard, die den „Forschergeist-Pokal 2018“ zusammen mit Dr. Ute Gallmeier als Vertreterin der Stiftung überreichte.
Zum Preis gehört neben der „Ehre“ auch ein Preisgeld von 2.000 Euro, das wir im Sommer für eine Exkursion mit den Kita-Kindern einsetzten. Unsere Kinder führten den Gästen ihren selbst choreographierten Bienentanz vor und demonstrierten den Projektverlauf. Frau Dr. Leonhard erhielt als Stärkung eine Tüte selbstgebackener Bienenkekse und zum Abschluss sangen alle laut und begeistert das alte Kinderlied „Summ, summ, summ, Bienchen summ herum!“
Begleitet wurde die Preisverleihung vom „Haus der kleinen Forscher“, das an diesem Tag mit dem „Forschermobil“ zu uns gekommen war. Dort forschten unsere Bienenkinder (die Gruppe nennt sich seit dem Projekt: „Die Bienengruppe“) im Anschluss an die Preisverleihung an ausgewählten Forscherstationen.
So fand ein Projekt, das mit viel Freude und Engagement von Kindern und Erzieherinnen durchgeführt worden war, einen schönen Abschluss. Wir waren dann am 6. Juni auch zum rauschenden Fest aller Landessieger nach Berlin eingeladen. Auch wenn wir dort keinen der fünf Bundespreise bekamen – auf unseren Hamburger Landespreis sind wir sehr stolz und werden uns mit unserem nächsten naturwissenschaftlichen Projekt bestimmt auch wieder bewerben!
(Aus dem Stadtkinder-Heft 02-2018)