Kita Bachstraße: Hamburger Bildungspreis 2020
Mit kleinen Füßen zu mehr Nachhaltigkeit.
Die Botschaft kam im Herbst 2019: Der Hamburger Bildungspreis geht an die Elbkinder-Kita Bachstraße! Jedes Jahr wird der renommierte Preis vom Hamburger Abendblatt und der Hamburger Sparkasse für innovative Bildungsarbeit vergeben – vor allem an Schulen, aber auch an Kitas für herausragende Frühe Bildung.
Das prämierte Projekt nahm seinen Anfang im Februar desselben Jahres: 20 Grad waren es in Hamburg. Wie jeden Tag besprach die Wühlmausgruppe im Morgenkreis ihre Jahresuhr: Welcher Tag ist heute, welcher Monat, wie heißt die Jahreszeit? – „Wir haben Sommer,“ sagte ein Mädchen. Natürlich hatte es irgendwie recht. Doch das konnten wir so nicht stehenlassen. „Es sieht zwar so aus, als hätten wir Sommer, aber tatsächlich heißt die Jahreszeit Winter. Aber es ist heute sehr warm und die Sonne scheint, da kann man leicht denken, es sei Sommer. Kann sich jemand von euch vorstellen, woran das liegen könnte?“ Ein anderes Kind wusste: „An der Erderwärmung.“ Es erklärte, wie sich die Erdatmosphäre aufheizt.
Die Beobachtung, dass Begriffe wie „Umwelt“ und „Erderwärmung“ bei einigen Kindern offensichtlich schon angekommen waren, gab den Anlass, das Projekt zu starten. Im Team entstanden Ideen, wie komplizierte Inhalte begreiflich werden könnten. Die Kita bekam ein Mini-Gewächshaus, wo die Kinder selber pflanzten und ernteten – gleichzeitig der perfekte Ausgangspunkt für das Thema regionales und saisonales Gemüse und Obst. Außerdem spürten die Kinder im Gewächshaus, wie es dort warm und feucht wird, und erforschten dies: Der Treibhauseffekt war anschaulich geworden.
Anschaulichkeit war ohnehin Schlüsselbegriff für die Methodik im Projekt. Der Ausflug zum Biobauernhof Gut Wulksfelde inspirierte viele Fragen: Was bedeutet „Bio-Hof“? Und warum wachsen hier keine Pfirsiche, aber dafür Kohlrabi und Kartoffeln? Die Menschen sollen Obst und Gemüse essen, aber braucht man das ganze Jahr über Erdbeeren? Was bedeutet es, wenn die Erdbeeren aus Südamerika hergefahren werden müssen? So führten die Fragen zu neuen Begriffen, darunter CO². – Wofür stehen die Buchstaben? Und was passiert, wenn zu viel CO² in der Luft ist? – Die Gruppe beschäftigte sich mit den CO²-Verursachern und überlegte, was jeder tun kann, um weniger davon zu produzieren. Radfahren oder laufen statt Autofahren zum Beispiel!
Ein weiterer Baustein des Umweltprojekts war das Thema Müll und seine Vermeidung. Was heißt recyceln? Wie trennen wir Müll richtig? – Die Kinder nahmen an „Hamburg räumt auf“ teil und erhielten Besuch vom Müllmobil der Stadtreinigung.
Im Sommer ging es um die vier Elemente und das Basteln und Experimentieren mit Naturmaterialien. Die Brückenjahrkinder fuhren ins „Universum“ nach Bremen, eine Art Forschungszentrum für Kinder und Jugendliche mit vielen Mitmachangeboten aus dem naturwissenschaftlichen Bereich.
Die Kinder, sogar schon die Dreijährigen, sogen die Aspekte des Umweltprojekts auf wie ein Schwamm. Abends gaben sie ihren Eltern Ratschläge, wie sie die Umwelt besser schützen können. Die Eltern waren begeistert und brachten eine Schmetterlingszucht, ein Insektenhotel und Saatgut für bienenfreundliche Pflanzen mit in die Kita.
Das Projekt lebte von Beginn an von den Ideen der Kinder und der Eltern, die die Erzieherinnen immer weiterentwickelten. Die Pädagoginnen legten großen Wert darauf, dass die Kinder Selbstwirksamkeit und mit Freude erfahren, was sie selbst tun können, um unsere Umwelt besser zu schützen.
Am 7. November 2019 fand die feierliche Übergabe des Hamburger Bildungspreises und die Würdigung durch Laudator Lars Haider statt. Doch mit der Urkunde und dem Preisgeld von 5.000 Euro ist das Projekt nicht etwa abgeschlossen: Die „kleinen Füße“ lassen das Projekt weiterleben, das heute in den Kita-Alltag gehört wie der tägliche Morgenkreis. Die Kinder haben das Projekt „angeschubst“ – und ihre Fragen und Inspirationen treiben es bis heute voran.
(Aus dem Stadtkinder-Heft 1-2020)